Die Steinschleuder

Die antike Kriegsführung war nicht nur vom Nahkampf wie in der makedonischen Phalanx geprägt. Gerade im Vorfeld zum eigentlichen Hauptkampf war es vorteilhaft, dem Gegner bereits erste Verluste zufügen zu können.

Schon früh wurde auch Fernwaffen wie Bögen oder Wurfspeere auf den Schlachtfeldern eingesetzt. Die Steinschleuder gehört ebenfalls in diese Kategorie und war in ganz Europa und in Amerika verbreitet.

Steinschleuderer brauchte sehr viel Übung, waren aber dennoch billige Kräfte. Selbst die römische Legionen setzte sie als Hilfskräfte über Jahrhunderte hinweg ein.

Der kleine David gegen den riesigen Goliat

Die bekannteste Geschichte eines Steinschleuderers findet sich bereits im 1. Buch Samuel im Alten Testament: Es war ein junger Hirte namens David, der in den Krieg gegen die Philister geriet.

Nur mit seiner „Schäferschleuder“ stellte sich der mutige Junge dem riesigen Goliat. Dieser war wie ein Hoplit bewaffnet.

„Als der Philister weiter vorrückte und immer näher an David herankam, lief auch David von der Schlachtreihe (der Israeliten) aus schnell dem Philister entgegen. Er griff in seine Hirtentasche, nahm einen Stein heraus, schleuderte ihn ab und traf den Philister an der Stirn. Der Stein drang in die Stirn ein und der Philister fiel mit dem Gesicht zu Boden.“ – 1 Sam 17,48-51

David hatte einen perfekten Treffer an einem ungeschützten Punkt gelandet. Die feindlichen Philister gerieten nach dem Tod ihres Vorkämpfers in Panik und flohen. Der Hirtenjunge wurde dank seiner Fähigkeiten mit der Steinschleuder im Kampf gegen Goliat zur Legende. Man rief ihn an den Hof des damaligen Königs Saul. Später wurde er sogar dessen Nachfolger und der berühmte König David aus der Bibel.

Die Steinschleuder auf dem Schlachtfeld

Die Steinschleuder wurde von der Antike bis weit ins Mittelalter in ganz Europa auf zahlreichen Schlachtfelder eingesetzt. Nicht nur die Mittelmeer-Kulturen wie die Balearen oder die Römer sondern auch die Kelten, die Asiaten und die Ur-Einwohner von Amerika nutzten diese einfache Fernwaffe.

Steinschleuderer sind klassische Einheiten der leichten Infanterie. Bevor die Hauptphase einer Schlacht begann, ihre taktische Aufgabe zu plänkeln. Da sie keine Rüstung und auch keine schweren Waffen trugen, waren solche Kämpfer flink und sehr beweglich.

Sie rückten in lockerer Formation vor und schleuderten Steine gegen anrückende schwere Infantrie. Da viele antike Kämpfer keinen ausreichenden Gesichtsschutz trugen, könnten gezielte Treffer zu schwersten und tödlichen Verletzungen führen.

Wie aber auch andere Kräfte der leichten Infanterie waren die Steinschleuderer extrem anfällig gegen Kavallerie-Angriffe. Es war deshalb entscheidend, dass sie sich in geschützte Bereiche bspw. zwischen den eigenen Reihen zurückziehen konnten.

Von der Schäferschleuder zur modernen Zwille

Die antike und mittelalterliche Schäferschleuder ist heute vor allem noch unter dem Namen „balearische Steinschleuder“ oder „Schäferschleuder“ bekannt. Aber es hat sich noch ein weiterer Typus herausgebildet.

In der Neuzeit hat sich die Steinschleuder zur Zwille nach dem Katapult-Prinzip entwickelt. Mit modernen Zwillen werden kleine Metallkugel verschossen. Sobald eine Zwille über eine Handstütze verfügt, spricht man von einer Präzisionsschleuder, die nach dem Waffengesetz verboten ist.

Die Vorteile der Steinschleuder

Ein wesentlicher Grund für die weite Verbreitung der Steinschleuder bis hin zur heutigen Popularität sind die zahlreichen Vorteile. Vor allem die günstige und einfache Produktion sowie die allgemein sehr hohe Verfügbarkeit von Munition macht die Waffe so attraktiv.

Weitere Vorteile der Steinschleuder sind:

• Unempfindlichkeit gegen Witterung
• Geringes Gewicht und kompakte Größe
• Zahlreiche Schleudertechniken
• Nahezu lautlos im Einsatz

Die Nachteile der Steinschleuder liegen vor allem im Bereich der Geschicklichkeit und des Trainings, die Schleuderer aufbringen müssen. Außerdem sind die Möglichkeiten gegen Rüstung nur begrenzt.